EIN SCHÖNER TERMIN
Erstellt von compoundbow83 am 16.07.2020 19:54:25 Uhr | Kategorie Adler Mannheim

„Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) sieht sich gezwungen, die aktuelle Saison mit sofortiger Wirkung vorzeitig zu beenden. Die anstehenden Playoffs können nicht mehr durchgeführt werden.“ Mit diesem einleitenden Satz verkündete Deutschlands Eishockey-Eliteliga am 10. März, nur zwei Tage nach dem Ende der Hauptrunde, in einer Pressemitteilung den Abbruch der Spielzeit 2019/20. Ohne Meister. Inzwischen, über vier Monate später, kann man mit Gewissheit sagen, dass dieser Schritt alternativlos und richtig war. Andere Ligen, andere Sportarten sollten dem Beispiel der DEL folgen bis schließlich weltweit Sport- und Kulturveranstaltung abgesagt und nahezu alle Freizeiteinrichtungen geschlossen wurden.


An diesem Mittwoch, den 15. Juli, steht nun endlich ein Termin im Kalender, der nach so langen Wochen der „neuen Normalität“, ein Vor-Corona-Gefühl hervorruft. Zumindest ein bisschen. Von der Autobahn 8 abgefahren, noch einmal gefühlt durch ganz Pforzheim gefahren und dann stehen wir da. Eingekesselt vom Gasometer, dem Heizkraftwerk und der Enz liegt vor uns das Eissportzentrum Pforzheim. Gleich bei Betreten stellt sich diese Vertrautheit ein. Die Kälte, die klare Luft, erster leicht aufziehender Nebel und der Eisgeruch. Ja, den gibt es wirklich. Auf dem Eis herrscht bereits reges Treiben. Acht Feldspieler, zwei Torhüter, zwei Trainer. Es ist der dritte und letzte Tag des Skillz-Company-Camp. „Mir ist während meiner Tätigkeit als Nachwuchstrainer aufgefallen, dass viele Jungs, auch ältere, Probleme beim Eislaufen, der Schusstechniker und Co. haben“, erläutert Paul Ullrich, Chefcoach der Skillz Company, aus welchem Antrieb heraus er seine Firma vor rund fünf Jahren gegründet hat.


Ullrich ist selbst ehemaliger Eishockeyprofi, stand in der multinationalen EBEL für Villach und Wien auf dem Eis, feierte 2006 den Titelgewinn mit dem VSV. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere wechselte der heute 34-Jährige hinter die Bande, coachte unter anderem die österreichische U20-Auswahl. „Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, mit vielen Trainer gesprochen, bin viel rumgekommen, bis in die KHL.“ Für das Camp in Pforzheim hat sich der gebürtige Villacher Marcel Goc an die Seite geholt. „Als ich erfahren habe, dass Marcel Skills- und Development-Trainer bei den Adlern wird, habe ich Kontakt zu ihm aufgenommen und ihn gefragt, ob er sich vorstellen könnte, an einem Camp mitzuarbeiten. Corona hat uns aber zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Camp hier war letztlich eine Hau-Ruck-Aktion, die sich aber definitiv gelohnt hat.“


Wissenschaft und Videotechnik


„Irgendwann mussten wir ja anfangen. Und da alles zeitlich noch hingehauen hat und wir Eiszeiten bekommen haben, haben wir uns es umgesetzt“, ist auch Goc mit der finalen Umsetzung und Ausgestaltung der insgesamt sechs Eiseinheiten zufrieden. „Natürlich ist das alles in einem überschaubaren Rahmen geblieben. So konnten wir aber sehr individuell auf jeden einzelnen eingehen“, führt der ehemalige Stürmer weiter aus. Gleichzeitig macht der 36-Jährige auch für sich selbst positive Aspekte aus. „Ich lerne hier wohl genauso viel wie die Jungs. Trainer haben auf die Übungen doch nochmals eine andere Sicht wie Spieler. Der wissenschaftliche Aspekt kommt hinzu. Ganz grundlegend musste ich erst einmal lernen, wie man Übungen richtig erklärt oder wie man eine Videoanalyse vorbereitet. Denn, dass sich die Jungs selbst bei der Ausführung der Übungen aus verschiedenen Perspektiven anschauen können, ist ein ganz wichtiger Aspekt“, analysieren beide Trainer den Bewegungsablauf bei Schuss- und Skateübungen sehr genau.


Davon profitiert hat auch Tim Stützle. Das deutsche Toptalent, das schon gleich in seiner Debütsaison überzeugen konnte, gehörte ebenso wie die Adler-Förderlizenzspieler Valentino Klos und Arno Tiefensee zu den Teilnehmern. „Man merkt einfach, dass es immer Verbesserungspotenzial und neue Ansätze beim Schießen und Skaten gibt. Gleichzeitig macht es einfach unfassbar viel Spaß, wieder auf dem Eis zu stehen. Zuletzt stand das Krafttraining sehr im Fokus“, gibt der 18-Jährige verschmitzt zu. „Ich denke, mir geht es da wie jedem anderen. Wir wollen alle so schnell wie möglich spielen und sind froh, dass es wieder aufs Eis geht“, so Stützle, der schon am Wochenende selbiges wieder unter sich haben wird. Dann im Rahmen einer U20-Nationalmannschaftsmaßnahme mit drei Testspielen in der Schweiz.


Es war ein schöner Termin, der da am 15. Juli im Kalender stand. Im Eissportzentrum Pforzheim war wieder Eishockey zu sehen. Zumindest Training. Mit acht Feldspielern, zwei Torhütern, zwei Trainern. Fast 19 Wochen, nachdem man das letzte Mal diese Kälte gespürt, dieses Kratzen der Kufen gehört und das Eis gerochen hat. Fast wie früher.



Quelle: www.adler-mannheim.de