Goc: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns”

Erstellt von NewsBot am 21.10.2025 16:09:01 Uhr | Kategorie Adler Mannheim 🔗

Seit Ende November 2023 fungiert Marcel Goc als Assistenztrainer unserer Adler, kümmert sich unter anderem um das aktuell gut funktionierende Überzahlspiel. Im Interview spricht er darüber, wie es zu dieser Aufgabe kam, warum das Powerplay derzeit so erfolgreich ist und welche Unterschiede er zwischen dem heutigen und dem früheren Überzahlspiel sieht. 


Marcel, du bist im Trainerteam für das Powerplay verantwortlich, obwohl du in der NHL als Defensiv-Stürmer bekannt und besonders am Bullypunkt und in Unterzahl stark warst. Wie kommt es zu dieser Aufteilung?


Das haben wir im Trainerteam so besprochen. Ich habe über die Jahre viele Gespräche geführt und Erfahrungen gesammelt – gerade im Austausch mit anderen Trainern. Curt Fraser hingegen war früher ebenfalls Stürmer und kümmert sich heute um das Penalty Killing. Am Ende des Tages geht es darum, die Spieler gut vorzubereiten. Alles, was ich mache, basiert auf Videoanalysen und Beobachtungen.


Der Erfolg und die Zahlen sprechen aktuell für euch. Ihr habt derzeit das beste Powerplay der Liga und das, obwohl ihr von allen Mannschaften die wenigsten Schüsse in Überzahl habt. Ihr achtet also speziell auf die Qualität der Schüsse statt auf die Quantität, oder? 


Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir insgesamt weniger Überzahlsituationen haben als andere Teams – dadurch entstehen automatisch weniger Schüsse. Wir versuchen, nicht einfach nur aufs Tor zu schießen, sondern auf die bestmögliche Option zu warten. Natürlich gibt es Vorgaben, aber am Ende zählt, dass der Schuss zur richtigen Zeit kommt.


Wie stark sind die Rollen der einzelnen Spieler im Powerplay vorgegeben, und wo bleibt Raum für Kreativität?


Jeder Spieler hat seine eigenen Stärken und Qualitäten, die er auch einbringen soll. Natürlich gibt es Strukturen und Positionen, aber innerhalb des Systems haben die Jungs Freiheiten. Ziel ist es immer, die bestmögliche Schussmöglichkeit zu finden – egal, ob das über den Plan oder spontane Lösungen passiert.


Braucht es diese Kreativität auch, da sich der Gegner mit Videostudium auf euer Powerplay einstellen kann?


Kreativität ist definitiv von großer Bedeutung. Wir geben einen klaren Plan vor – wie wir bestimmte Situationen spielen wollen. Aber wenn der Gegner etwas anderes macht als erwartet, müssen die Spieler in der Lage sein, spontan zu reagieren und Lösungen zu finden. Das ist ein entscheidender Teil unseres Erfolgs.


Von welchen Teams außerhalb der PENNY DEL schaust du dir Stärken im Powerplay an und holst dir Inspirationen?


Es gibt nicht ausschließlich eine Liga oder bestimmte Teams, von denen ich mir Analysen ansehe. Ich schaue mir vieles an – NHL, KHL, Weltmeisterschaften – überall, wo eben Topspieler spielen. Da kann man sich viele Ideen holen. Aber auch innerhalb der Liga beobachten wir, was andere Teams machen. Oft sind es nur kleine Details, die den Unterschied ausmachen.


Wenn du auf deine eigene Karriere zurückblickst: Inwieweit hat sich das Spielverständnis im Powerplay in den letzten Jahren verändert?


Es ist heute viel taktischer, als es noch in der Vergangenheit der Fall war. Durch die ganzen Videoanalysen, Statistiken und Daten hat man ganz andere Möglichkeiten. Früher gab es vielleicht eine VHS-Kassette, und man musste sich das Spiel live anschauen. (lacht) Heute kannst du mit einer Software alles analysieren, vergleichen und gezielt vorbereiten. Das Spiel ist dadurch komplexer, aber auch moderner und offensiver geworden. 


Ihr habt ligaweit die meisten Treffer erzielt. An welchen Stellschrauben habt ihr im Vergleich zur vergangenen Saison gedreht, als das Toreschießen noch eher ein Manko war?


Die Chancen waren auch schon im vergangenen Jahr da – wir haben sie nur nicht genutzt. Jetzt haben wir etwas mehr Scheibenglück, sind kaltschnäuziger vor dem Tor und nutzen unsere Möglichkeiten konsequenter aus. Hinzu kommt das gewachsene Selbstvertrauen, wenn du so früh in der Saison bereits einige Tore erzielt hast.


Ihr seid aktuell Tabellenführer und habt nur zwei der bisherigen zwölf Spiele verloren. Hast du selbst schon einmal so einen Saisonstart erlebt?


Ich erinnere mich nicht explizit an einen solchen Start, aber ich weiß, dass wir mal zu meiner Zeit bei den San Jose Sharks bis Weihnachten oder sogar Neujahr zu Hause ungeschlagen waren. Dass wir aktuell auf Platz eins stehen, ist eine schöne Momentaufnahme, mehr aber auch nicht. Wir haben noch viel Arbeit vor uns.  


Was ist eure tägliche Herangehensweise, um auch in Zukunft ganz oben mitzumischen und Bestmarken wie das starke Powerplay zu halten? 


Wir schauen uns regelmäßig unsere eigenen Spiele und die des nächsten Gegners genau an. Wir analysieren, wo wir Räume schaffen und Chancen kreieren können. Wenn du dir viele gute Chancen erspielst, machst du grundsätzlich vieles richtig. Die Ergebnisse folgen dann meistens automatisch.



Quelle: www.adler-mannheim.de
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