Colin Schlenker: Der Arbeiter
Erstellt von compoundbow83 am 16.09.2025 19:05:28 Uhr | Kategorie Adler Mannheim

„Dieser Junge beeindruckt mich. Er arbeitet jeden Tag im Training unglaublich hart. Ich kenne fast keinen anderen Spieler, der so intensiv alles daransetzt und ehrlich interessiert ist, sich kontinuierlich zu verbessern.“ Worte wie ein Ritterschlag. Worte, gesprochen von Adler-Cheftrainer und Manager Dallas Eakins. Gerichtet sind sie an Colin Schlenker. Ein junger Verteidiger. Ein Arbeiter.


„Gerade von ihm so etwas zu hören, freut mich. Dallas hat schon viel gesehen, hat hochklassig gecoacht. Ich bin unfassbar dankbar dafür, dass ich hier die Chance erhalte, jeden Tag das Beste aus mir rauszuholen und mich zu verbessern. Hier und bei ihm bin ich dafür in den besten Händen“, gibt Colin das Lob direkt zurück. Auch eine Eigenschaft, die neben seiner Arbeitseinstellung charakteristisch für den gerade erst 19-Jährigen ist. Bodenständig, aufgeräumt, offen, hilfsbereit, spontan, ehrlich. Auch das ist Colin. Er nennt die Dinge beim Namen. Egal, wem gegenüber. Positiv wie negativ. „Das habe ich von meinem Elternhaus so mitbekommen. Ich habe eine gute Erziehung genossen. Meine Familie steht immer an erster Stelle“, weiß der 1,91 Meter große und 87 Kilogramm schwere Linksschütze, was er Großeltern, Eltern, der jüngeren Schwester und auch seiner Freundin zu verdanken hat.


Stichwort Familie: Die ist auch der Grund, warum Colin überhaupt beim Eishockey gelandet ist. „Meine Mutter wollte zwar, dass ich Fußball spiele, aber schon das erste Training hat mir keinen Spaß gemacht. Mein Vater hatte selbst mal Eishockey gespielt und mich dann im Alter von ungefähr sechs Jahren mit aufs Eis genommen. Zu Weihnachten gab‘s auf Bestreben meiner Oma die ersten Schlittschuhe. Zudem war mein Opa früher Geschäftsführer beim Schwenninger ERC“, erinnert sich Colin, der auch einige Jahre erfolgreich Tennis gespielt hat, an die Anfänge. Dabei hat er sich übrigens selbst nicht gleich als Verteidiger gesehen. „Bis zur U13 wollte ich Stürmer sein, die Tore schießen, in den Highlights auftauchen. Einer meiner Trainer hat mir dann aber nahegelegt, es als Verteidiger zu probieren.“ Aus der Zeit als Angreifer hat Colin, für den als Wild Wing Mannheim lange der große Rivale war, aber noch heute den Spaß, mit der Scheibe zu spielen.


Früh Prioritäten gesetzt


Die bessere Perspektive in der U20 der Jungadler brachte Colin, der als Sohn einer kroatischen Mutter die Sprache fließend spricht und auch über einen kroatischen Pass verfügt, schließlich aber nach Mannheim. Auch hier lebt er seine Verhaltensmaxime aus. „Ich fokussiere mich auf die Dinge, die ich beeinflussen kann. Mit welcher Stimmung stehe ich morgens auf? Wie gut bin ich regeneriert, wie trainiere ich, was mache ich mit der Zeit danach.“ Eine Sichtweise, die nicht unbedingt typisch ist für einen Teenager. Ob diese Reife erlernt, erzwungen oder einfach gegeben ist, ist schwer zu beurteilen. Fakt ist: Wer sich auf den Weg zum Profisportler macht, muss schon recht früh im Leben lernen, Prioritäten zu setzen, Entbehrungen hinzunehmen. „Im Nachwuchs bin von früh morgens bis nachmittags in die Schule gegangen, danach in die Halle zum Training. Im Winter habe ich die Sonne nicht gesehen, weil ich im Klassenzimmer saß oder auf dem Eis stand.“ Daneben stehen die Wochenenden nicht zur freien Verfügung, weil gespielt wird. Man muss in Sachen Ernährung Disziplin an den Tag legen, auch die eine oder andere Partynacht fällt aus. „Das sind aber alles Dinge, die ich gern gemacht habe und heute noch mache. Ich habe nie das Gefühl, dass ich etwas verpasse, weil ich einfach einen riesigen Spaß an Eishockey habe.“


Dass Colin, der gerade sein BWL-Studium begonnen hat, es bis zum Profi schaffen wird, kann ihm niemand garantieren. Aber auch das ist ein Umstand, den der inzwischen leidenschaftliche Golfer pragmatisch nimmt. „All die Arbeit ist in meinen Augen nie für umsonst. Ich lerne hier so viel, auch generell fürs Leben. Durchhaltevermögen, Sachen durchzuziehen, auch wenn sie mal nicht angenehm oder schwierig sind“, ließ sich Colin, früher ambitionierter Playstation-Spieler, beispielsweise von zwei schweren Sprunggelenksverletzungen kurz hintereinander vor rund sieben Jahren nicht aus der Bahn werfen. „Das war rückblickend vielleicht der entscheidende Punkt. Ich hatte mich gerade wieder über ein Jahr lang zurückgekämpft, mich dann erneut verletzt. Ich wusste nicht, ob ich das nochmals schaffe, nochmals zurückkommen kann.“ Es gab Zweifel, aber der Wille, es zu packen, war größer. „Ich habe noch mehr gearbeitet, meinen Schweinehund überwunden, und so wurde die ganze Situation schließlich zur Schleuder, die mich nach vorne katapultiert hat.“


Der nächste Schritt


Nach vorne katapultiert bis zu den Adlern. In der Vorbereitung zeigte Colin, der eine Zeit lang als Berufswunsch Streamer hatte, von Einsatz zu Einsatz, dass er sich auch hier ins Team arbeiten will und kann. „Ich bin zufrieden mit mir. Ich habe solide und einfach gespielt. Auch die Trainings machen jede Menge Spaß. Nach jeder Einheit habe ich das Gefühl, dass ich zwei, drei neue Dinge gelernt habe. Auf und neben dem Eis.“ Die Belohnung: Sein erstes Pflichtspiel zum Saisonauftakt gegen Straubing. „Darauf habe ich den ganzen Nachwuchs hingearbeitet. Die Vorfreude war entsprechend riesig. Ein DEL-Debüt ist immer etwas Besonderes, direkt vor den eigenen Fans zu starten, mit einer solchen Choreo, war aber einfach überwältigend“, zeigt sich Colin nachhaltig beeindruckt.


Den nächsten Schritt hat Colin, der von der Persönlichkeit von Thomas Müller beeindruckt ist, demnach gemacht. Ob er alle Schritte gehen wird, die seine sportlichen Vorbilder Moritz Seider und Rasmus Dahlin gemacht haben, wird sich zeigen. Sicher ist aber, dass Colin alles dafür geben wird. Die Arbeit macht, die gemacht werden muss.



Quelle: www.adler-mannheim.de