Greco: „Selbstvertrauen ist das Wichtigste“
Erstellt von compoundbow83 am 07.08.2025 17:05:11 Uhr | Kategorie Adler Mannheim
Mit Anthony Greco haben die Adler Mitte Juli einen schnellen und mit enormen Führungsqualitäten ausgestatten Stürmer verpflichtet, der nicht zuletzt durch seine unerbittliche Arbeitsmoral auffällt. Gleichzeitig weist seine Vergangenheit, besonders in der AHL, auch ausgeprägte Torjägerqualitäten auf. Darüber spricht der US-Amerikaner mit uns im Interview ebenso wie über die vergangenen Stationen in Europa und worauf derzeit sein Fokus abseits des Eises liegt.
Anthony, dein Weg führt dich über Stationen in deinem Heimatland sowie Schweden, Russland und zuletzt der Schweiz nach Mannheim. Was sind die Gründe?
Jedes Mal, wenn man sich im Sommer in einer Situation befindet, wie ich es war, will man dorthin gehen, wo man wirklich gewollt wird. Es war mir wichtig, vor großartigen Fans zu spielen und Teil einer starken Organisation zu sein. Für mich war Mannheim da ganz oben auf der Liste. Zudem haben die Stadt und der Club in der Liga einen sehr guten Ruf. Es hat einfach alles gepasst, weshalb meiner Familie und mir die Entscheidung sehr leichtgefallen ist.
In der abgelaufenen Spielzeit hast du bei zwei Vereinen gespielt. Warum hat es dich aus Russland weggezogen?
Die Situation in Russland war von Anfang an nicht ideal. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass es für mich und vor allem für meine Familie keine einfache Situation ist. Meine Frau war zu diesem Zeitpunkt schwanger und ist in den USA geblieben. Dann habe ich die Möglichkeit bekommen, in die Schweiz zu wechseln – ein ebenfalls sehr attraktives Land zum Spielen. Meine Frau ist damals mitgekommen, damit wir die Geburt unserer Tochter gemeinsam erleben können.
Das halbe Jahr in der Schweiz ist auch punktetechnisch für dich persönlich besser gelaufen. Deine persönlich erfolgreichste Zeit hattest du jedoch in der AHL. Wie gelingt es dir, daran wieder anzuknüpfen?
Als neuer Spieler hast du in jedem neuen Team erstmal eine gewisse Eingewöhnungszeit – neue Mitspieler, neue Kultur und neuer Lebensstil. In der Schweiz habe ich mich jedoch ziemlich schnell wohlgefühlt, was sicher geholfen hat. Mannheim ist meine erste Europastation, bei der ich auch wirklich zur kompletten Vorbereitung bei der Mannschaft bin. Ich habe den ganzen Monat Zeit, um mich mit dem Team, den Mitspielern und der Stadt vertraut zu machen. Mein Ziel ist es, dass ich dann zum Saisonstart in guter Form bin.
Wenn wir schon bei Erfolgen sind: Einen größeren Titel konntest du in deiner Karriere noch nicht gewinnen. Wie groß ist der Hunger nach einer Trophäe?
In meinem ersten Jahr in Schweden hatten wir die Chance, in den Playoffs weit zu kommen und haben es bis in Spiel sechs der Halbfinalserie geschafft. Es sollte letztlich nicht ganz reichen. Und dennoch, die Energie und Atmosphäre in den Playoffs sind unglaublich. Das macht süchtig!
Mit welchem Spielstil willst du zum Teamerfolg beitragen?
Meine Aufgabe ist es, offensiv Akzente zu setzen, viel Speed reinzubringen, Spielzüge zu kreieren, Punkte zu sammeln und Energie ins Spiel zu transportieren. Im Endeffekt möchte ich ein Problem für die gegnerische Verteidigung darstellen und die Scheibe so oft wie möglich aufs Tor bringen.
Dein Spiel hat mit Sicherheit viele Feinheiten, zugleich aber auch Verbesserungspotenzial. In welchen Bereichen hast du noch Luft nach oben?
Jedes Jahr analysiere ich, wie das vorherige gelaufen ist und in welchen Bereichen ich mich verbessern kann. Während einer langen Saison möchte ich in jedem Spiel der beste Version von mir selbst sein. Man schafft das nicht immer, aber ich gehe mit dieser Einstellung in jedes Spiel. Mein Ziel ist es, konstant abzuliefern.
Du zählst zu den eher kleineren Stürmern. Wie setzt du deine Körpergröße trotzdem bestmöglich ein?
Meine größte Stärke ist mein Tempo und mein Spielverständnis. Ich versuche, Situationen vorauszusehen, das Spiel zu lesen. Außerdem nutze ich meine läuferischen Fähigkeiten und meine Übersicht, um Chancen zu kreieren und mich freizulaufen.
Was sagt dir Mannheim bisher? Was weißt du schon über das Eishockey oder die Stadt im Allgemeinen?
Vor meinem Wechsel habe ich mit Luke Esposito gesprochen und mich auch mit John Gilmour unterhalten. Beide haben nur Gutes über Mannheim erzählt. Taylor Leier, der früher hier gespielt hat, stimmte mich ebenfalls positiv auf den Wechsel ein. Wir sind erst vor eineinhalb Wochen in Mannheim angekommen, richten uns also gerade noch ein, bringen unser Zuhause in Ordnung und versuchen, unsere fünf Monate alte Tochter einzugewöhnen. Wir haben also noch nicht viel von der Stadt gesehen, aber bisher waren alle Eindrücke sehr positiv.
Woher kommt die Verbindung zu den drei Jungs?
Mit Taylor habe ich in Linköping gespielt. Gegen John stand ich häufig in der AHL auf dem Eis, zudem waren wir gemeinsam beim AHL-All-Star-Game. Und Luke kommt aus derselben Gegend wie ich.
Gibt es eine Persönlichkeit, die dich im Laufe deiner Karriere geprägt hat?
Definitiv meine Eltern! Mein Vater ist jedoch leider bereits vor etwa fünf Jahren gestorben. Neben meiner Mutter ist auch meine Frau immer eine große Stütze. Das sind die drei wichtigsten Menschen, auf die ich mich immer verlassen konnte.
Was hast du von diesen drei Menschen gelernt, das du nun auch jüngeren mitgeben kannst?
Selbstvertrauen ist das Wichtigste. Der Wechsel zu einem neuen Team und sich gleich zurechtzufinden, ist nie so einfach. Insbesondere, wenn andere schon lange dort spielen. Es gilt, an sich zu glauben, selbstbewusst zu spielen und zu wissen, was einen erfolgreich gemacht hat. Darauf kommt es an.
Gab es ein Spiel in deiner Karriere, an das du dich noch heute gerne zurückerinnerst?
Mein zweites NHL-Spiel mit den New York Rangers in San Jose. Ich bin in New York aufgewachsen, insofern war mein erstes Spiel für die Rangers ein ganz besonderer Moment.
In Mannheim läufst du mit der Rückennummer 44 auf. Hat diese Zahl eine besondere Bedeutung oder Geschichte für dich?
Als Kind war ich Verteidiger und habe damals von meinem Jugendtrainer die Nummer vier bekommen. Später, als ich Stürmer wurde, hat man einfach noch eine vier drangehängt – so ist die 44 entstanden.
Als Eishockeyprofi kommt man viel rum, spielt während seiner Laufbahn für einige Teams. Die Wechsel bringen auch immer Umzüge mit sich. Wie geht man mit einem jobbedingten Umzug um? Und wie geht man auf fremde Menschen zu? Wie ist der Umgang?
Der Anfang ist immer schwer, weil viel Neues auf dich zukommt. Dazu bin ich ein eher ruhiger Typ, der zunächst mehr beobachtet und weniger sagt, bis ich mich wohler fühle. Natürlich ist das Reisen und Umziehen schwer, besonders jetzt mit Baby. Aber man gewöhnt sich daran, vieles wird mit der Zeit zur Routine.
Wenn man dich, deine Eigenschaften und Werte nicht kennt: Wie würde dich ein Vertrauter beschreiben?
Vermutlich würde er sagen, dass ich loyal bin. Ich habe einen kleinen, engen Kreis an Freunden und Familie, für die ich alles tun würde. Anfangs bin ich vielleicht noch etwas ruhiger, aber mit der Zeit kommt meine Persönlichkeit immer mehr heraus.
Wo findet man dich, wenn du dich mal nicht mit Eishockey beschäftigst?
Im Moment dreht sich alles um meine kleine Tochter. Sie bekommt unsere volle Aufmerksamkeit, während ich versuche, meine Frau auch mal zu entlasten und ihr eine Pause zu gönnen. Hierauf liegt jetzt mein Fokus.
Quelle: www.adler-mannheim.de