Mattsson: „Gibt immer Luft nach oben“
Erstellt von compoundbow83 am 17.07.2025 19:38:59 Uhr | Kategorie Adler Mannheim
Mit Johan Mattsson haben sich die Adler einen schwedischen Torhüter gesichert, der reichlich Erfahrung mitbringt und einige Erfolge vorzuweisen hat. Im Interview spricht er unter anderem über seine erfolgreiche Zeit in Frölunda, seinen Spielstil und was er von seinem Mannheim-Abenteuer erwartet.
Johan, willkommen im Team der Adler. Nach Stationen in Lettland, Russland und Kasachstan führt dich dein Weg nun nach Mannheim. Mit welchem Hintergrund?
Das letzte Jahr war ziemlich schwierig und seltsam für mich. Im Oktober wurden bei Barys Astana alle Imports und der Trainer entlassen, mich hatte man aber behalten. Ehrlicherweise hatte ich vergangenen Sommer schon mit einem Wechsel nach Europa geliebäugelt, aber dann kam das Angebot aus Astana, das ich angenommen habe. Leider haben sich die Dinge nicht so entwickelt, wie ich mir das vorgestellt hatte, weshalb meine Familie und ich uns nun für einen Wechsel entschieden haben. Ich will wieder Spaß am Eishockey haben.
Du wurdest 2011 von den Chicago Blackhawks gedraftet und hast dann auch in jungen Jahren den Sprung über den großen Teich gewagt. Warum bist du letzten Ende nur zwei Jahre in Nordamerika geblieben?
Ich habe damals ein Angebot bekommen, in meinem Heimatclub Södertälje Profieishockey zu spielen. Da sie aber gerade aus der höchsten Liga abgestiegen waren, entschied ich mich, nach Kanada zu den Sudbury Wolves zu wechseln. Im Anschluss daran wollte ich eigentlich zurück nach Hause, doch dann habe ich mich in Kanada verletzt und musste operiert werden. Viele Teams wollten erst einmal sehen, ob ich wieder richtig fit werde, also bin ich noch ein weiteres Jahr in Nordamerika geblieben. Die NHL war für mich aber keine echte Option, weil es bei den Blackhawks schon vier oder fünf junge Torhüter im System gab. Deshalb bin ich dann nach Schweden zurückgekehrt, um möglichst viel Spielpraxis zu sammeln.
Du hattest deine erfolgreichste Zeit zweifellos in Frölunda. Wie würdest du diesen Abschnitt in deiner Karriere beschreiben und was hast du daraus mitgenommen?
Ich habe dort enorm viel gelernt. Vom Sommertraining über das Torwartspiel bis hin zur Ernährung war alles dabei. Frölunda und Mannheim sind da sehr ähnlich. Beide Clubs sind professionell geführt und bieten den Spielern alle Möglichkeiten, um erfolgreich zu sein.
Hast du schon etwas über Deutschland und das deutsche Eishockey in Erfahrung bringen können?
Ich habe bisher nicht viele PENNY DEL Spiele geschaut, war aber schon einmal in Mannheim und in ein paar anderen Städten Deutschlands. Ich spreche zudem ein bisschen deutsch, bin also nicht völlig unvorbereitet. Über das Eishockey hierzulande muss ich aber noch mehr lernen.
Wie ist es denn um deine Deutschkenntnisse bestellt?
Ich verstehe mehr als ich spreche. Die Grammatik ist echt schwierig, aber ich habe drei Jahre Deutsch in der Schule gelernt. Meine Frau sagt, ich spreche in einem Jahr fließend – mal sehen! (lacht) Aber ich bin motiviert und lerne schnell neue Sprachen.
Wir sind gespannt, wie schnell du unsere Sprache lernst. Gibt es bereits Verbindungen zu Spielern aus der aktuellen Mannschaft?
Nein, noch nicht. Es kann sein, dass ich gegen den einen oder anderen schon einmal gespielt habe, aber ich kann mich nicht daran erinnern.
Du hast aber mit Johan Gustafsson zusammengespielt, der auch schon für die Adler auf dem Eis stand. Hast du dich bei ihm über den Club erkundigt?
Ja, ich habe mit ihm gesprochen. Wir haben uns im Frühjahr getroffen, als ich mit meiner Familie im Urlaub war. Unser damaliges Gespräch hat mir die Entscheidung auf jeden Fall leichter gemacht.
Du hast in den vergangenen beiden Jahren lediglich 21 Partien bestritten. Wie bist du damit umgegangen?
Es war definitiv schwierig. Ich habe viel mit meiner Familie gesprochen und arbeite seit fast zehn Jahren auch mit einem Mentaltrainer zusammen. Wir hatten viele, gute Gespräche, manchmal sogar zweimal pro Woche, um die Motivation aufrechtzuerhalten und den Fokus nicht zu verlieren.
Lass uns nicht mehr zurück, sondern nach vorne blicken. In welchen Bereichen deines Spiel siehst du denn noch Verbesserungspotential?
Das werde ich tatsächlich jedes Jahr gefragt, und meine Antwort ist immer dieselbe: Alles! Ich glaube nicht, dass ich in irgendeinem Bereich vollständig entwickelt bin. Es gibt immer Luft nach oben.
Du wirst bei uns mit der Rückennummer 33 auflaufen. Welche Geschichte steckt dahinter?
Mein Vater wurde 1966 geboren und starb an Krebs, als ich 18 Jahre alt war. Früher habe ich deshalb immer die 66 getragen. Aber als ich in meine Heimat zurückgekehrt bin, war diese Nummer bereits vergeben. Also habe ich einfach die 66 durch zwei geteilt. Das ist auch eine typische Nummer für Torhüter, also hat das gut gepasst.
Hast du bestimmte Routinen oder Rituale, die du regelmäßig machst?
Vor jedem Spiel, jedem Training, jedem Workout habe ich feste Routinen. Das hilft mir, fokussiert zu bleiben. Ich könnte aber auch ohne diese Abläufe spielen. Sie helfen mir lediglich dabei, mich optimal vorzubereiten.
Wie würdest du deinen Stil als Torhüter beschreiben? Was zeichnet dich auf dem Eis aus?
Ich bin eher ein ruhiger, großgewachsener Torwart, der durch sein Stellungsspiel versucht, den Gegner zur Verzweiflung zu bringen. Spektakuläre Paraden überlasse ich lieber anderen, ich will das Spiel lesen und die Situation vor der Aktion einschätzen können.
Wie verbringst du deine Zeit, wenn du nicht gerade auf dem Eis stehst? Welchen Hobbys gehst du nach?
Ich spiele viel Golf. Zudem habe ich zwei Söhne, einer ist sechs, der andere wird bald drei. Beide lieben Golf, Fußball und Eishockey. Außerdem bin ich auch Fußballtrainer der Mannschaft meines ältesten Sohnes. Ich investiere viel Zeit in Sport, die Kinder und in meine Familie.
Welche Werte zählen für dich im generellen Leben? Was ist dir im Umgang mit Menschen wichtig?
Ehrlichkeit. Das ist mein wichtigster Wert. Wenn jeder ehrlich ist, gibt es keine Missverständnisse, keine unnötigen Fragen. Gerade im Sport, im Austausch mit Trainern, ist das entscheidend. Wenn wir offen und ehrlich miteinander sind, entstehen kaum Probleme. Das macht vieles einfacher.
Quelle: www.adler-mannheim.de