Michaelis: ,,Man muss akzeptieren, was man nicht kontrollieren kann“
Erstellt von compoundbow83 am 19.06.2025 15:42:19 Uhr | Kategorie Adler Mannheim
Für Marc Michaelis ist dieser Sommer nicht wie jeder andere. Nach einer intensiven und ohnehin langen Saison ging es für ihn bei der Weltmeisterschaft in Dänemark und Schweden in die Verlängerung – allerdings mit einem bitteren Ausgang: Eine Verletzung zwang und zwingt ihn noch immer zur Reha. Doch neben der sportlichen Herausforderung wartet auch ein ganz persönliches Highlight auf ihn. Im Interview spricht unser Kapitän über seinen Weg zurück aufs Eis und einen besonderen Moment abseits davon.
Marc, wie geht es dir aktuell – sowohl körperlich als auch mental – nach deiner Verletzung?
Ich bin inzwischen wieder im Sommertraining, zwei Wochen früher als gedacht. Auch wenn man äußerlich von der Verletzung noch etwas sieht, macht der Kiefer Fortschritte und insgesamt läuft es gut. Es kann gerne so weitergehen.
Was war für dich der schwierigste Moment während der Reha-Zeit?
Ganz klar die Nahrungsaufnahme. Als Sportler ist es extrem schwer, fit zu bleiben, wenn man kaum essen kann. Eine Kalorienaufnahme war kaum möglich – das war bisher die größte Einschränkung. Aber die Verletzung ist immerhin früh im Sommer passiert, besser jetzt als später in der Saison.
Du heiratest bald. Ist die Hochzeit für dich auch ein mentaler Rückhalt in einer fordernden Phase wie dieser, in der du dich sportlich zurückkämpfst?
Ja genau, Standesamt war bereits vergangene Woche, die freie Trauung steht in dieser Woche an. Es ist eine schöne Ablenkung, um einfach mal vom Eishockey auch mental abzuschalten.
Was ist stressiger – die Saisonvorbereitung oder die Hochzeitsplanung?
Definitiv die Saisonvorbereitung! Meine Verlobte macht das mit der Hochzeit großartig, ich bin da kaum involviert. Vielleicht ist das auch besser so.
Wie hast du die Saisonvorbereitung der Mannschaft bisher wahrgenommen?
Ich bin derzeit noch ein wenig isoliert vom Team, kann viele Übungen noch nicht mitmachen, aber ich versuche, mit jedem Kontakt zu halten. Die Stimmung ist gut, die Jungs in Mannheim arbeiten hart, jeden Vormittag. Ob in der Halle oder draußen auf der Sportanlage.
Du betreibst momentan viel Individualtraining. Wie hältst du da die Spannung aufrecht, wenn du vom Team getrennt bist?
Das ist schwer, aber man muss akzeptieren, was man nicht kontrollieren kann. Ich mache das, was möglich ist, ohne zu viel zu riskieren. Wenn’s geht, geht’s, wenn nicht, wird sich langsam herangetastet.
Wie gelingt dir die Kommunikation mit der Mannschaft, obwohl du momentan etwas außen vor bist?
Ich suche gezielt das Gespräch mit einzelnen Spielern. Gerade im Juli wird es entscheidend, die Moral hochzuhalten. Man merkt dann, wann das Team sich selbst trägt und wann man helfen muss.
Wirst du rechtzeitig zum Eisauftakt wieder fit?
Derzeit ist es noch unklar, wann genau ich wieder aufs Eis gehen kann. Wenn alles gut läuft, vielleicht schon Anfang Juli, dann aber noch mit rotem Trikot. Nichtdestotrotz freue ich mich bereits riesig darauf, denn vor kurzem waren Leon Gawanke und ich zusammen in der Halle und haben die erste Schicht Eis gesehen. Da kribbelte es schon.
Konntest du schon mit den neuen Spielern in Kontakt treten?
Die meisten Jungs kenne ich schon oder hatte Kontakt, ansonsten haben wir super Charaktere hinzubekommen. Die Dynamik entwickelt sich von allein, wenn die Leute gern Zeit miteinander verbringen. Ich versuche, den Einstieg für die Neuen so leicht wie möglich zu machen.
Als ehemaliger Jungadler, kennst du die Vorbereitungen in Mannheim von klein auf. Wie hat sich das Sommertraining im Vergleich zu früher verändert?
Früher wurde viel auf Muskelmasse trainiert, heute ist alles viel hockeyspezifischer. Die Übungen sind auf Bewegungsabläufe abgestimmt, die wir auf dem Eis brauchen. Zudem ist das Niveau viel professioneller geworden.
Wie groß ist die Vorfreude auf das erste Spiel?
Von mir aus könnte es schon morgen losgehen. Die Vorfreude ist natürlich da, aber aktuell hat erst einmal die vollständige Genesung oberste Priorität. Denn sobald es losgeht, möchte ich bereit sein.
Wie schafft ihr es als Team, nach der Sommerpause wieder in den Rhythmus zu finden?
Indem wir schnell wieder alle Jungs zusammenbringen, an unserem Spielstil feilen und gezielt arbeiten. Wenn alle da sind und die Richtung – wo es hingehen soll – kennen, läuft es fast wie von selbst.
Quelle: www.adler-mannheim.de