KÜHNHACKL: „LERNT SCHNELL, ÜBER SOLCHE KOMMENTARE ZU LACHEN“
Erstellt von compoundbow83 am 15.05.2023 20:10:55 Uhr | Kategorie Adler Mannheim
Mit Tom Kühnhackl haben die Adler einen absoluten Allrounder für die kommende Saison unter Vertrag genommen. Im Interview spricht der 31-jährige Sohn von Eishockey-Legende Erich Kühnhackl unter anderem über seine Erfahrungen aus knapp 300 NHL-Partien.
Tom, der Name Kühnhackl ist in Eishockey-Deutschland kein unbekannter. War dein Nachname mehr Hilfe oder mehr Bürde?
Ich bin natürlich früh mit Eishockey in Berührung gekommen. Meine beiden älteren Geschwister haben selbst noch gespielt, entsprechend habe ich auch in jungen Jahren angefangen, nebenbei aber auch noch Fußball, Golf und Tennis gespielt. Druck oder Zwang habe ich nie verspürt. Mein Vater hat mich immer darin bestärkt, das zu machen, was mir Spaß macht. Natürlich war der Nachname vor allem zu Beginn immer wieder Thema, manchmal auch mit einem sehr negativen Unterton. Man lernt allerdings recht schnell, solche Kommentare abzuschütteln und darüber zu lachen. Ich habe mich auf mich selbst, auf meinen Weg konzentriert.
Dein Weg sieht sehr erfolgreich aus. Gedraftet, fast 300 NHL-Spiele, zwei Stanley-Cup-Siege und zuletzt in Schweden aktiv. Wie hast du vor allem am Anfang deiner Karriere deine Entwicklung wahrgenommen?
Gerade die Anfänge waren sehr turbulent. Ich bin mit 18 Jahren gedraftet worden und im Anschluss nach Nordamerika gezogen. Normalerweise wohnt man in diesem Alter noch zu Hause, hat seine Familie, seine Freunde nah bei sich, kennt die Sprache, die Kultur. Für mich ging es in eine Gastfamilie nach Kanada, nur ein gutes Jahr später wurde ich getradet, wodurch quasi wieder alles neu für mich war. Aber mit den Jahren gewöhnt man sich daran. Zudem hatte ich immer die Unterstützung meiner Familie. Zweifel gab es vor allem, als ich in die ECHL geschickt wurde. Zu dieser Zeit habe ich ernsthaft mit einer Rückkehr nach Europa geliebäugelt. Mein Vater hat mich aber dazu getrieben, dranzubleiben. Ich habe dann mein Spiel umgestellt, bin defensiver aufgetreten. Das hat zwar auch seine Zeit gedauert, letztlich war das aber meine Eintrittskarte in die NHL. Rückblickend bin ich mit meinem Werdegang zufrieden und würde es wieder so machen.
Willst du diese defensivere Spielweise auch in Mannheim umsetzen?
Selbstredend wünscht man sich als Stürmer, viel Offensive zu kreieren, Tore zu schießen. Das defensive Verantwortungsbewusstsein ist aber jetzt in meiner DNA. Unterzahl, Schüsse blocken, knappe Führungen über die Zeit bringen – das will ich auch weiterhin machen.
Lass uns noch einmal auf deine wichtigsten Momente zurückkommen. Welche Erinnerungen hast du noch an deinen Draft?
Ich kann mich noch an jedes Detail erinnern. Der Combine war in Toronto. All die Tests, die Gespräche mit den Clubs. Aber ich hatte keine Ahnung, wer mich auswählt. Ob mich überhaupt jemand auswählt. Der Draft fand letztendlich in LA statt, dorthin bin ich mit meinem Agenten geflogen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich habe an den beiden Tage einfach nur gehofft, dass mich irgendwann ein Team zieht. Als es in der vierten Runde so weit war, hatte ich Gänsehaut, die Freude war riesig. Das kann man kaum in Worte fassen. Und mit Pittsburgh hatte mich zudem noch ein überragendes Team ausgewählt.
Einen zweifachen Stanley-Cup-Sieg vergisst man aber sicher auch nicht so schnell, oder?
Vergessen sicher nicht. Aber es hat lange gedauert, bis ich es wirklich verstanden, komplett umrissen hatte. Auch der Verlauf, wie es zustande kam, war unglaublich. Im ersten Jahr war ich kurz vor den Playoffs noch in der AHL, dann wurde ich hochgezogen und durfte oben bleiben. Das kannst du nicht mal auf der PlayStation so spielen. Und dann holst du das Ding ein Jahr später ein zweites Mal. So wirklich realisiert habe ich das erst, als ich den Cup nach Landshut gebracht habe. Wenn der Kelch bei dir vor der Tür steht und du das alles in Ruhe genießen kannst, wird dir bewusst, was da passiert ist.
Quelle: www.adler-mannheim.de