EIN BLEIBENDER EINDRUCK
Erstellt von compoundbow83 am 08.06.2021 22:15:27 Uhr | Kategorie Adler Mannheim

Die Voraussetzungen waren besondere. Im Vorfeld politische Querelen im Co-Gastgeberland Belarus, Quarantänebestimmungen bei der Einreise, strikte Hygienevorschriften und Leben in einer Blase vor Ort, erst spät im Turnier ein paar Zuschauer auf den Rängen und dazu immer die Ungewissheit, ob es das Corona-Virus nicht doch irgendwie ins Turnier schafft. Die Eishockeyweltmeisterschaft 2021 hat allen Beteiligten über viele Wochen und Monate alles abverlangt. Doch von all diesen Umständen ließen sich die sportlichen Protagonisten in Riga nicht beeindrucken, und gerade die deutsche Nationalmannschaft sorgte für einen bleibenden Eindruck.


Es war und ist ein ambitioniertes Vorhaben. Als die DEB-Verantwortlichen um den damals frisch ins Amt gewählten Präsidenten Franz Reindl vor gut sechs Jahren mit dem Programm „Powerplay 26“ das Ziel vorgaben, spätestens ab 2026 international regelmäßig um Medaillen zu spielen, legten nicht wenige die Stirn in Falten. Doch schnell wurde das Programm konsequent mit sinnigen Inhalten gefüllt. Es wurde viel Wert auf ein kooperatives Miteinander zwischen National-, Profi- und Amateurmannschaften gelegt. Die Nachwuchsförderung rückte stark in den Fokus, und auch auf wirtschaftlicher Seite wurden weitreichende Veränderungen vorgenommen. Ein erstes Ausrufezeichen setzte die DEB-Auswahl schließlich bei den Olympischen Spielen 2018, als mit dem Gewinn der Silbermedaille Historisches gelang.


Schon im Vorfeld machte das deutsche Eishockey von sich Reden. Bei der Heim-WM 2017 scheiterte man im Viertelfinale knapp am späteren Vizeweltmeister Kanada. Die Art und Weise, wie sich das Nationalteam präsentierte, überzeugte mehr und mehr. Die Tage, an denen lediglich gegen den Abstieg gespielt wurde, sind seit einigen Jahren vorbei. Das Abschneiden bei der diesjährigen Weltmeisterschaft ist eine Fortführung des positiven Trends. Selten war ein deutsches Team so nah an einer Finalteilnahme, bot den großen Nationen ein ums andere Mal einen harten Fight auf Augenhöhe. Wohl nie wurden im Vorfeld so selbstbewusst ambitionierte Ziele von den Spielern selbst formuliert. Zurecht formuliert.


Doppelte Nominierung


Mit Nationaltrainer Toni Söderholm an der Spitze ist Deutschland auf Platz fünf der Weltrangliste geklettert, vor Schweden, Tschechien und der Schweiz. Mit Moritz Seider und Korbinian Holzer wurden gleich zwei deutsche Verteidiger in das All-Star-Team des Turniers gewählt, Seider sicherte sich zudem die Auszeichnung zum besten Verteidiger. „Natürlich ist das eine Ehre. Aber unsere Nominierung wäre nicht möglich gewesen, wenn das Team nicht derart als Team aufgetreten und erfolgreich gewesen wäre“, lässt Holzer nicht unerwähnt, dass gerade für Nationen wie Deutschland die mannschaftliche Geschlossenheit nach wie vor entscheidend ist.


Trotzdem ist all das der verdiente Lohn der intensivierten Anstrengungen in Eishockey-Deutschland. Dass mit Seider, Tim Stützle, JJ Peterka und Lukas Reichel in den letzten zwei Jahren gleich vier Deutsche nicht später als in Runde zwei von den NHL-Teams gedraftet wurden, ebenfalls. Und dass mal ein Deutscher in Übersee in einer Saison mit der Art Ross Trophy, der Hart Memorial Trophy und dem Ted Lindsay Award ausgezeichnet wird, schien bis Leon Draisaitl eigentlich ausgeschlossen. Liegt noch Arbeit vor allen Beteiligten? Sicher. Ist es den Verantwortlichen zuzutrauen, die Lücke zur Weltspitze weiter zu schließen? Sicher. Scheint es so, als könne Deutschland spätestens ab 2026 international regelmäßig um Medaillen mitspielen? Mehr denn je.



Quelle: www.adler-mannheim.de